Verpackungen sind aus unserer Konsumwelt kaum wegzudenken. Aber wohin mit all dem Müll? Große Teile könnten dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden, um zu vermeiden, dass der Müll auf Deponien oder in Verbrennungsöfen landet. Der Recyclingspezialist TOMRA entwickelt hochgradig effiziente Sammelautomaten und Sortiermaschinen, um Wertstoffe der Wiederverwendung zuzuführen. Auf der Suche nach neuen Lösungen zur Materialtrennung hat der Weltmarktführer seinen High-End-Sortierer AUTOSORT weiterentwickelt und damit einen neuen Meilenstein gesetzt. Am 4. Mai 2020 sollte das technische Meisterwerk dem internationalen Fachpublikum auf der IFAT erstmalig präsentiert werden. Um die Premiere gebührend zu feiern, wünschte sich TOMRA eine Inszenierung, die sich vom Umfeld deutlich abhebt.

Das Grundrauschen übertönen

Schneller, präziser, effizienter: Beim Recycling zählen harte Fakten. Daher stellt auch die Kommunikation in diesem Umfeld einen Wettbewerb um Leistungskennziffern dar. Das neue AUTOSORT-System glänzt zwar bei allen technischen Merkmalen, aber um aus dem Grundrauschen an Zahlen, Daten und Fakten hervorzustechen, braucht es mehr: Eine Story, die die Menschen emotional fesselt. Eine gute Story sorgt für Aufmerksamkeit und Identifikation in der Kommunikation nach außen und stiftet Identität und Zusammenhalt im Unternehmen.

Genau hinhören

Eine gute Story ist aber auch glaubhaft in dem Produkt oder der Marke verankert, von der sie handelt. Also nahmen wir uns Zeit, das neue AUTOSORT-System ganz genau kennenzulernen. Wir analysierten den Wettbewerb, sprachen mit Kunden und Partnern von TOMRA und hörten natürlich auch zu, was uns Konstrukteure und Produktmanager zu sagen hatten. So gewannen wir ein klares Bild: AUTOSORT ist das Ergebnis eines optimalen Zusammenspiels vieler Menschen mit guten Ideen und Leidenschaft für die Sache. Die Besonderheit der technisch ausgereiften Maschine ist ihre virtuos abgestimmte Sensorik.

So entstand die Idee – Symphony of all Sorts

Wie die Musiker eines herausragenden Orchesters spielen die einzelnen Funktionen der Maschine perfekt zusammen und sorgen für höchste Klang- und Recycling-Qualität. Perfekt war auch das Zusammenspiel der Ingenieure und Konstrukteure, die diese Maschine konstruiert und gebaut haben. Wie im Recycling hat auch eine Komposition hundertprozentige Reinheit zum Ziel. Kunden können diese Perfektion und Harmonie in einer neuen Dimension erleben. Mitarbeiter bei TOMRA, auf den Wertstoffhöfen und an den Bändern sind Teil dieser Symphonie und wirken jeden Tag an deren Gelingen mit.

Elektrisierender Sound

Um die Technik-Symphonie wirkungsvoll zu inszenieren, holten wir uns Unterstützung von Musikern und Toningenieuren. Das Kompositionsteam fuhr ins deutsche TOMRA-Headquarter nach Mühlheim-Kärlich, um Original-Sounds der AUTOSORT aufzunehmen: Das Brummen des Laufbandes, das Rascheln der Recyclat-Chips und andere Geräusche aus dem Umfeld der Maschine bildeten die Basis für einen elektronischen Soundtrack, der anschließend im Studio arrangiert wurde. Zusätzlich zum Soundlogo entstanden vier Tracks, die auf Spotify heruntergeladen werden können.

Für den Einsatz auf weiteren Kanälen benötigte das musikalische Meisterwerk auch bewegende Bildwelten: 3D-Designer übertrugen die Emotionalität der vibrierenden Sounds in eine Videoanimation.

Metallische Kugeln bewegen sich rhythmisch im Raum, schwebende Energiewellen verbinden sich und formen sich zu einem pulsierenden Kreis, dem Sinnbild eines Lautsprechers. Spannungsgeladen, energetisch, innovativ, so präsentiert sich AUTOSORT, untermalt von coolen Beats. Die ungewöhnliche Visualisierung eignet sich perfekt als Wiedererkennungselement für alle Kommunikationsaktivitäten.

TOMRA goes Clubbing

Passend zum Soundvideo inszenierten wir den Messeauftritt als Club-Event. Wir gestalteten Tickets für die Einladung, entwarfen Merchandise-Artikel wie T-Shirts oder Stofftaschen und organisierten einen DJ, der jeden Tag zum Messeausklang am TOMRA-Stand für coole Club-Atmosphäre sorgen würde: Mit elektronischer Musik, gesampelt mit Maschinensounds. Das gesamte Team arbeitete elektrisiert an der Umsetzung…

… und dann kam Corona…

Drei Wochen vor dem geplanten Event – es war tatsächlich ein Freitag, der 13. – erreichte uns die Nachricht des Lockdowns. Keine Großveranstaltungen, keine Messen, kein Club-Event. Auch die Hoffnung auf einen Nachholtermin im Herbst starb bald. Uns war buchstäblich der Saft abgedreht.

Alles Müll, oder was?

Aber wir ließen uns nicht ausbremsen. Wir würden den Event digital umsetzen. Für TOMRA eine Premiere und für unser Team eine Herausforderung: Wenn ein Technologieführer wie TOMRA ein Digital-Event veranstaltet, dann mit höchstem Professionalisierungsgrad und Präzision in jedem Detail.

Symphony goes Home-Office

Aber wir waren zuversichtlich, denn wir hatten eine starke Story. Und eine gute, kohärente Story lässt sich in allen Medien vermitteln.

Die „Symphony of all Sorts“ würde auch das Publikum im Home-Office elektrisieren.

Dennoch musste die Veranstaltung ganz neu konzipiert werden. Wie sollte das Bühnenbild gestaltet werden, wie der Präsentationablauf? Wie hält man den Spannungsbogen über die gesamte Länge? Wie integriert man Vertriebsinformationen und technische Details? Wie bindet man das Publikum ein? Wegen des Reisestopps mussten Kollegen aus Norwegen und Italien vom Home-Office aus zugeschaltet werden, reibungslose Funktion der Technik inklusive.

Perfektes Arrangement

Das Online-Event wurde perfekt durchorchestriert. Stage-Setup, Regieanweisungen, Kameraposition, Licht- und Tontechnik, Bühnenanimation, Live-Schalten. Der Ablauf war sekundengenau getaktet. Auch inhaltlich wurde nichts dem Zufall überlassen. Das Konzeptions- und Kreativ-Team stellte zusammen mit den Rednern sicher, dass sich die „Symphony of all Sorts“ wie eine Baseline durch das gesamte Event zog.

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Die 60-minütige Veranstaltung bestand aus zwei Teilen: Einer Einführung mit dem Höhepunkt der virtuellen Enthüllung der Maschine und eine anschließende Fragerunde für das Fachpublikum und die Presse. Die Story sollte kurzweilig vom Management präsentiert werden, im Wechsel mit Live-Rednern vor Ort in Mühlheim-Kärlich und zugeschalteten internationalen Vertretern. Einige Beiträge produzierten wir vor, um unvorhergesehene Risiken auszuschließen. Highlight war das fulminante Animationsvideo, das die emotionale Visualisierung des Sounddesigns mit 3D-Ansichten der Sortiermaschine kombiniert. Im zweiten Teil wurde das Publikum einbezogen. Über ein eigens eingerichtetes Chat-System auf der AUTOSORT-Landingpage konnten Zuschauer Fragen stellen.

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Modernste technische Anlagen für Bild, Ton, Licht und natürlich Streaming kamen zum Einsatz. Der technische Aufwand für ein Digital-Event ist immens und kann ähnlich umfangreich werden wie bei einer Live-Veranstaltung.

Proben für den Ernstfall

Testlauf war zunächst ein internes Schulungsevent am 5. und 6. April, das ebenfalls coronabedingt digital stattfand. Wir nutzten diese Chance für eine Generalprobe, um Timing zu überprüfen, Ton, Kameratechnik und Licht anzupassen und vor allem den nahtlosen Übergang zwischen den verschiedenen Schalten sicherzustellen.

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Langsam stieg die Spannung beim gesamten Team: 1.300 Zuschauer hatten sich mit dem Zugangslink registriert. Vorteil dieser Veranstaltung gegenüber einem Messe-Event: Die geballte Aufmerksamkeit des ganzen Publikums liegt für eine Stunde nur auf dem Event. Nachteil: Wenn etwas nicht klappt, sehen es alle.

Premiere am 9. Juni 2020. Der Countdown läuft …

  • Kameras: Check.
  • Licht: Check.
  • Ton: Check
  • Live-Schalten: Check.
  • Streaming-Equipment: Check.

Vier Menschen auf der Bühne, 25 Menschen hinter den Kameras und an den Controllern.

14:00 Uhr: Go live

Und dann sind wir live: 30 Sekunden Videoanimation und Sound bauen Spannung auf. Volker Rehrmann, Head of Circular Economy, begrüßt das Publikum und erläutert die Hintergründe des digitalen Launchs. Er macht auf die Bedeutung von Recycling aufmerksam und erläutert die Rolle von TOMRA und der AUTOSORT.

Nach einigen Minuten übergibt er an Tom Eng, SVP Sorting Solutions in Norwegen. Dieser erklärt, dass die Recycling-Industrie nur funktioniert, wenn alle Räder ineinandergreifen, so wie die Instrumente der AUTOSORT. Zurück im Live-Studio, gibt Ralph Uepping, Head of Technology, Einblicke in die Entwicklungsphasen des AUTOSORT und erzählt, welche Probe- und Testläufe die Maschine durchlaufen hat, bevor die jetzige perfekte Symphonie entstehen konnte.

Schließlich der Höhepunkt: Die „Symphony of all Sorts“ wird abgespielt.

Gänsehautfeeling. Anschließend geht es zu Valerio Sama ins Headquarter, wo der Head of Product Management Funktionen und Vorteile der Maschine demonstriert. Fabricio Radice, Global Sales & Marketing Director, übernimmt und betont, dass die Maschine mit der neuen Sortenreinheit und Effizienz noch näher an den Kundenwünschen konzipiert wurde. Vier Regional Sales Directors werden zugeschaltet und richten Grußworte an ihre Kunden.

Jetzt Teil Zwei: Question and Answer. Volker, Valerio, Ralph und die zugeschalteten Experten beantworten Fragen der Zuschauer. An der regen Teilnahme ist abzulesen, dass die Präsentation gut ankommt. Nach etwa 20 Minuten verabschieden sich die Redner, eine Videosymphonie beendet das Streaming. Die Konzertmeister an der Technik haben perfekte Arbeit geleistet.

https://www.youtube.com/watch?v=ZaXj3yN7BYU

Premiere gelungen

Die Präsentation war ein voller Erfolg. Mehr als 1.000 Zuschauer verfolgten das Event an ihren Bildschirmen, darunter auch internationale Pressevertreter. Die Reaktionen aus der Branche waren überwältigend, und von der Presse wurde die Story der „Symphony of all Sorts“ begeistert aufgenommen. TOMRA ist heute überzeugt: Das war nicht das letzte digitale Event. Und sicher, irgendwann wird es wieder Messen geben, aber digitale Events bieten ebenso tolle Möglichkeiten für spannungsgeladene Inszenierungen. Es braucht nur etwas Mut und Entschlossenheit – und eine gute Story.

Medien-Echo: